Glaubt man dem amerikanischen Computermagazin Wired, so hat in geraumer
Zeit der ,,esoterische" Diskurs der Kunstwelt ausgedient. Künstler
würden ihre Arbeit künftig ,,auf Themenfelder ausdehnen,
die sich auf Wissenschaft, Technologie und Humanismus beziehen, somit
die zweite Renaissance kreieren".
Von solch hochtrabenden, pathetischen Prognosen eines neuen, technik-
und kunstfusionierten Zeitalters wagt der Filmer und Kameramann Manfred
Neuwirth von der Medienwerkstatt Wien nicht einmal zu träumen.
Seine nun mit LOOP TV-Video-Film produzierte ,,Multimediastation"
Bildermacher geht aber immerhin einen Schritt in diese Richtung.
Ursprünglich als lineares Video konzipiert und auf Harddisc gespeichert,
stellt Neuwirth 16 Arten von Bild-maschinen vor - und somit 16 Arten,
die Welt wahrzunehmen und zu erkennen. Jede Maschine - ob Körper
- oder Weltraumkamera, Wettersatellit, 3D-Gerät, Mal-Kran eines
Künstlers oder menschliches Auge - ist bedienerfreundlich per
Touchscreen abrufbar. Das graphische Bildmenü, das der User beliebig
bewegen kann, funktioniert nach dem gleichen Schema: Erklärungstext,
produzierte Bilder, Statements. Mensch
und Maschine
Neuwirth will, wie er es formuliert, der reinen Technologieeuphorie
,,eine Typisierung einer Person, die damit umgeht", entgegenstellen.
Die willkürlich-subjektive Maschinenauswahl begründet
er mit der besonderen Ästhetik ihrer Produkte und mit ihrem auf
Österreich beschränkten Standort.
Die spielerisch-didaktische Bildermacher-Station, gedacht als Modell
für Informationssysteme verschiedenster Institutionen, könnte
laut ihrem Spiritus Rector für eine ,,geschützte Öffentlichkeit",
etwa in Museen oder Schulen, zugänglich sein. Die im Rahmen
der Diagonale im Dezember erstmals präsentierte Arbeit, die
Neuwirth durchaus als künstlerische bezeichnet, übersiedelt
nach der Medienwerkstatt voraussichtlich ins Depot im Messepalast.
Dann werden auch Kuriosa wie der ,,Jenseitskanal" eines Forschers,
der in der Rückkoppelung von Bildern eines TV-Leerkanals Gesichter
Verstorbener zu erzeugen glaubt, ins Reich der Kunst übergehen.
Doris Krumpl, Der Standard
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