Vom Leben Lieben Sterben – 20 Jahre später |
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Heute ist es eine chronische Krankheit
„Vom Leben Lieben Sterben – 20 Jahre später” dokumentiert die Langzeitfolgen von Aids
Es gibt keine Musik, keine Füllbilder, grafisch aufbereitete Zahlen oder Informationen zu den Interviewpartnern, die über den eingeblendeten Vornamen hinausgingen. Es gibt nur das Gespräch, die Erzählung vor einer unbewegten Kamera.
Wie an einem gemeinsamen Tisch sitzt der Zuseher Ernst, Brigitte, Wolfgang und Irene gegenüber, deren Leben von der Krankheit Aids geprägt ist - durch den Tod des Partners, die Begleitung Betroffener, durch Aufklärungsarbeit und das HI-Virus selbst. Die österreichischen Filmemacher Manfred Neuwirth und Walter Hiller haben sie für „Vom Leben Lieben Sterben. Erfahrungen mit Aids – 20 Jahre später” wieder vor die Kamera geholt.
Bereits 1993 waren die vier - der fünfte Gesprächspartner ist mittlerweile verstorben - die Protagonisten in „Vom Leben Lieben Sterben”. Ausschnitte aus dieser ersten Auseinandersetzung mit dem Thema stehen am Anfang des neuen Films: In 20 Jahren hat sich nicht nur das Erscheinungsbild der Interviewten verändert. Nach dem Tod einer ganzen Generation von Erkrankten in den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich eine Infektion mit dem HI-Virus, rechtzeitig diagnostiziert, zu einer chronischen Krankheit entwickelt - und in der Gesellschaft an Aufmerksamkeit verloren.
„Damals war Aids eine Sensationskrankheit”, erinnert sich Neuwirth. „Unser Film handelte das Thema als Kontrapunkt am normalen Menschen ab. Heute gibt es eher Partys und Feste als eine Auseinandersetzung mit Dingen, die tiefer gehen.” Der unaufgeregte, persönliche Ansatz, dem die Filmemacher treu geblieben sind, hat jedoch nichts von seiner Eindringlichkeit verloren. In 61 Minuten fasst er die aufgezeichneten Gespräche thematisch zu sechs Kapiteln zusammen. Dabei werden - zwischen Rückblicken und Reflexionen, zwischen der Erschöpfung und den Erfolgen im Kampf gegen Aids und die teils sehr intimen Folgen der eigenen Erkrankung - vier Persönlichkeiten sichtbar.
Diese unvoreingenommene Annäherung ist es auch, die dem Film seine Kraft verleiht; eine Kraft, die im Bemühen, den weltweiten Kampf gegen Aids nicht aus den Augen zu verlieren, auch bitter notwendig ist.
Sabine Zeithammer, Falter