Balkan Syndrom |
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TV-Archivmaterial aus dem Kosovokrieg – in Zeitlupe – die einzelnen Szenen durch lange Schwarzphasen getrennt. Ein persönlicher Kommentar des Regisseurs als Annäherung an die Bilder, die ein Natosprecher als die ersten eines wirklichen Medienkrieges bezeichnet hat. Wie diese Bilder in die Wirklichkeit münden, wird in der zweiten Hälfte des Videos sichtbar, in einer Bilderfolge, die nur mehr von sparsamen synthetischen Tönen gehalten wird. Zwei Hubschrauber, daraufhin das Monitorbild eines Zielgebietes. Es sieht nach einem zivilen Wohnhaus aus, das Fadenkreuz zittert über einem der Fenster. Ein Junge läuft die Straße entlang, unweigerlich denkt man, dass er vor dem Tod davonläuft. Und schon in der nächsten Szene fliegt ein Sprengkopf direkt auf den Zuschauer zu. Ein einsamer Soldat hebt scheinbar resigniert die Hand. Drei gebeugte alte Menschen gehen auf die Kamera zu, sie versuchen sich zu retten. Das letzte Bild, ein Bahnhof mit Tausenden von Flüchtlingen. Im Hintergrund ein voller Zug. Wir wissen, dass sie wirklich zu uns gekommen sind, so wie die Ladung der Sprengköpfe schlussendlich auch.
Gerda Lampalzer